Emden bot fast allen Einwohnern bombensichere Luftschutzplätze
EMDEN. Die Seehafenstadt Emden in Ostfriesland verfügt über eine größere Anzahl von erhalten gebliebenen Weltkriegsbunkern. Viele kleinere Bunker wurden abgerissen oder verfüllt, drei Hochbunker auch völlig zerstört und sieben entfestigt. Die anderen Bunker aber blieben erhalten, da sie unmittelbar nach dem Krieg als Lagergebäude, zum Wohnen oder als Hotel genutzt wurden. In einem Bunker in der Innenstadt ist seit 1995 das Bunkermuseum des Vereins Arbeitskreis Bunkermuseum e.V. eingerichtet worden, das die Geschichte der Emder Bunker, den Luftschutz, Verfolgung und der Personen, die in den Luftschutzbauten Schutz fanden, darstellt. Da der Abriss vieler Bunker nicht in Frage kam, ist ein Teil dem Zivilschutz und ein größerer Teil inzwischen einer anderen Nutzung zugeführt worden. Emden zählte bei Ende des Zweiten Weltkriegs zu den am meisten zerstörten Städten in Europa. Bereits am 13. Juli 1940 erfolgte der erste Bombenangriff auf die Seehafenstadt. Die Stadt Emden lag der Royal Air Force (RAF) aufgrund ihrer Position am äußersten Nordwestrand Deutschlands am nächsten. Unter anderem aufgrund des Hafens und der vorhandenen Seeverbindung über den Dollart war Emden von den Kriegsgegnern als Angriffsziel eingestuft worden. Über die Bedeutung Emdens war man sich auch auf deutscher Seite schon vor Kriegsbeginn klar. Das führte zur Eingliederung Emdens in den Rang 1 luftgefährdeter deutscher Städte. Während des Zweiten Weltkrieges wurden ab November 1940 zum Schutz der Bevölkerung zahlreiche Bunker und Splitterschutzbauten errichtet, teilweise unter dem Einsatz von Fremd- und Zwangsarbeitern sowie Kriegsgefangenen. Es wurden in Emden 35 große Luftschutzbunker und weitere 141 splittersichereKleinbunker errichtet. Letztendlich war Emden die einzige deutscheStadt, welche fast allen Einwohnern bombensichere Luftschutzplätze anbieten konnte. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl und zum Luftgefährdungsrang hatte Emden folglich die wenigsten Luftkriegstoten zu beklagen. Ein zentral gelegener Bunker in der Holzsägerstraße in Emdens Altstadt beherbergt heute das Bunkermuseum, eine sehenswerte Einrichtung, ein Ort der Aufarbeitung und Erinnerung. Am 1. April 1941 wurden die Gründungs- und Ausschachtungsarbeiten für diesen Bunker begonnen. Der Bunker steht auf 10,0 m langen Holzpfählen, die in den Boden eingerammt wurden. Die eigentliche Planung des Luftschutzbaues wurde durch das Luftschutzbauamt am 4. Juni 1941 fertiggestellt. Die Betonarbeiten am Bunker Holzsägerstraße wurden am 14. April 1942 beendet. Der Bunkerstandort in der Altstadt war so gelegt worden, dass dieser von den jeweiligen Wohnungen in maximal zehn Minuten erreicht werden konnte. Die Fassade des Bunkers gestaltete der Hamburger Künstler Uwe Ochsler. Er ließ den Bunker mit sich abwechselnden schwarzen und weißen Feldern bemalen, auf denen mit goldlackierten Kunststoffbuchstaben der sich wiederholende Schriftzug AUSSENWELTEN INNENWELTEN zu sehen ist. Der Künstler sagte dazu: „Es gibt kaum einen Ort, an dem das Innen und das Außen so stark voneinander getrennt sind, wie bei einem Bunker. Die Funktion eines Bunkers hat es, sich damit seine eigene Realität vor einer äußeren Bedrohung zu schützen; jeder nimmt seine eigene Welt mit in den Bunker hinein“.