„Die Blechtrommel“ machte Grass zu einem international geachteten Autor
HAMBURG/LÜBECK. Der Schriftsteller, Bildhauer, Maler und Grafiker Günter Wilhelm Grass wurde am 16. Oktober 1927 in Danzig-Langfuhr, Freie Stadt Danzig, als erster Sohn des Lebensmittelhändlers Wilhelm (Willy) Grass und dessen Frau Helene, geb. Knoff,
geboren. Sein Vater war Protestant, seine Mutter Katholikin. Durch seine katholische Mutter geprägt, war Grass als Jugendlicher unter anderem als Messdiener tätig. Von der Hitlerjugend zunächst nicht gerade begeistert meldete er sich 1944 mit 17 Jahren – nach eigenen Angaben, um der familiären Enge zu entkommen – freiwillig zur Wehrmacht. Nach Einsätzen als Luftwaffenhelfer und im Reichsarbeitsdienst wurde er am 10. November 1944 im Alter von 17 Jahren als Ladeschütze zur 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“ der Waffen-SS einberufen. Nach einer Verwundung am 20. April 1945 bei Spremberg wurde Grass am 8. Mai 1945 bei Marienbad gefangen genommen und war bis zum 24. April 1946 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft.
Günter Grass vor der Hauptkirche St. Michaelis nach der Trauerfeier für den Schriftsteller Siegfried Lenz – © Foto: Lothar Schulz 2014
Sein künstlerischer Weg begann in den Jahren 1947/1948. Er absolvierte ein Praktikum bei einem Steinmetz in Düsseldorf. Von 1948 bis 1952 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf Grafik und Bildhauerei. Seinen Lebensunterhalt verdiente er zusammen mit dem später bekannt gewordenen Maler Herbert Zangs als Türsteher im Lokal „Zum Csikós” in der Düsseldorfer Altstadt. Später verewigte er Herbert Zangs, der wie Grass im Krieg Soldat war, als eigenwilligen Maler Lankes im Roman „Die Blechtrommel”. Das Studium setzte er von 1953 bis 1956 an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin fort. Danach lebte er bis 1959 in Paris. Im Jahr 1960 zog er erneut nach Berlin wo er bis 1972 wohnte.
Günter Grass vor der Hauptkirche St. Michaelis nach der Trauerfeier für den Schriftsteller Siegfried Lenz – © Foto: Lothar Schulz 2014
Von 1972 bis 1987 lebte er dann in Wewelsfleth in Schleswig-Holstein. Von 1987 bis zu seinem Tod am 13. April 2015 im Alter von 87 Jahren lebte Grass in Behlendorf im Kreis Herzogtum Lauenburg in der Nähe der Kreisstadt Ratzeburg, etwa 25 Kilometer südlich von Lübeck. Er starb in einem Lübecker Krankenhaus an den Folgen einer Infektion. In Lübeck befindet sich das Günter-Grass-Haus mit dem überwiegenden Teil seiner literarischen und künstlerischen Originalwerke. Das Grab von Günter Grass befindet sich
auf dem Friedhof von Behlendorf.
Günter Grass vor der Hauptkirche St. Michaelis nach der Trauerfeier für den Schriftsteller Siegfried Lenz – © Foto: Lothar Schulz 2014
Grass’ Werk und Rolle als Autor und politischer Intellektueller war und ist Gegenstand umfangreicher Forschung sowie des Medieninteresses im In- und Ausland. Seine Popularität als Schriftsteller nutzte Grass häufig, um das politische und gesellschaftliche Tagesgeschehen öffentlich zu kommentieren. Er war häufig in Wahlkämpfen für die SPD aktiv. Seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und teilweise verfilmt. Im Jahr 1999 erhielt er den Nobelpreis für Literatur und wurde mit einer Vielzahl weiterer Auszeichnungen geehrt.
Günter Grass verlässt die Hauptkirche St. Michaelis nach der Trauerfeier für den Schriftsteller Siegfried Lenz – © Foto: Lothar Schulz 2014