Kunstwerk von Sebastian Peetz
HANNOVER. Noch vor Beginn des 39. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Hannover hatte die Marktkirche die Sanierung des 97 Meter hohen Kirchturmes gestartet. Bei manchen Steinen des Turmes lösten sich Teile ab, zerbröselten und drohten herunterzufallen. Für die voraussichtlich etwa zwei Jahre andauernden Bauarbeiten wurde der Turm schon vor einigen Wochen eingerüstet und wird für längere Zeit eingehaust. Weiße Planen verhüllten seitdem den Turm. Doch dieser Zustand hat jetzt ein Ende gefunden. Vor die weißen Bauplanen wurden nun Planen montiert, die an drei Seiten des Turmes ein monumentales Triptychon bilden, das den lebendigen Diskurs zwischen Schöpfung, Glauben und wissenschaftlicher Gegenwart aufgreift. Auf beeindruckenden 1.200 Quadratmetern entfaltet der Künstler Sebastian Peetz mit den Werken Leben Jesu, Paradies und Exitus Genesis eine visuelle Sprache, die Brücken schlägt: zwischen Religion und Naturwissenschaft, Vergangenheit und Zukunft, Kirche und Stadtgesellschaft. „Das Triptychon an der Marktkirche ist ein lebendiges Symbol dafür, dass Kunst, Religion und Wissenschaft nicht getrennt voneinander existieren, sondern sich gegenseitig befragen und inspirieren“, erkärte Marktkirchenpastor Marc Blessing. Auch wenn Chemnitz und nicht Hannover 2025 europäische Kulturhauptstadt wurde, blieb die Marktkirchengemeinde ihren geplanten Zielen treu und realisiert ein zentrales Projekt der damaligen Bewerbung: „Religionen funktionieren immer auch über Abgrenzungen zu anderen Religionen. Umso bemerkenswerter ist es, dass 2025 die evangelischen City-Kirchen ihre Häuser der Kunst öffnen. In einer beispiellosen Aktion werden alle evangelischen Kirchen in Hannovers Innenstadt ihre Gebäude der Kulturhauptstadt zur Verfügung stellen. Und zwar das ganze Jahr.« (BidBook, Landeshauptstadt Hannover, 2020) Die Marktkirche, zentraler Ort Hannovers, wird mit dem Triptychon zu einer Plattform, die Kunst, Kultur und Glauben vereint. Sie zeigt, dass Kirche nicht nur ein historischer Raum ist, sondern ein lebendiger Akteur im gesellschaftlichen und kulturellen Diskurs. Parallel zu diesem Kunstprojekt wird Hannover 2025 Gastgeber des 39. Deutschen Evangelischen Kirchentags (vom 30. April bis zum 4. Mai 2025) sein. Dann wird die Stadt zum Treffpunkt von mehr als 100.000 Gästen aus aller Welt werden, die den interreligiösen und interdisziplinären Ansatz des Kirchentags mit Leben füllen werden. Die Marktkirche, zentraler Veranstaltungsort, bietet mit dem Triptychon einen künstlerischen Höhepunkt, der den Geist des Kirchentags aufgreift und vertieft.