Prolog: Wir schreiben das Jahr 1965. Der schwedische Ingenieur Sten Gustaf Thulin meldet in den USA eine bahnbrechende Erfindung zum Patent an: die Tasche aus schweißbarem Kunststoff mit Griffen. Mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts wurde die Plastiktüte nicht nur zum Inbegriff des Konsums in urbanen Gesellschaften, ganz unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung, sie steht auch längst für die katastrophalen Folgen auf unsere Umwelt und für die Verschmutzung der Weltmeere.
Drei künstlerische Positionen haben eine Mission: Im Ausstellungstitel an Wortschöpfungen Kurt Schwitters erinnernd und ganz im Sinne Marcel Duchamps, präsentiert Dr. Norbert Nobis als Ergebnis einer langjährigen Sammelleidenschaft Plastiktüten aus den verschiedensten Branchen des Handels und aus Museumsbesuchen als Readymades. Über ihr ästhetisches Erscheinen hinaus belegen die Fundstücke, dass auch der Kunst- und Kulturbetrieb seinen Anteil am CO2-Ausstoß und dem Klimawandel hat.
Dagegen thematisieren Deborah Geppert und Felix Ermacora – beide Absolventinnen der Hochschule für Bildende Künste in Dresden – mittels Raum-Installation und Klang-Skulptur das ambivalente Verhältnis des Menschen zur Natur. Die Natur als Sehnsuchts- und Rückzugsraum steht dem Raubbau an Natur und ihren Ressourcen diametral gegenüber. In den Werken des Künstlerinnen-Duos treffen natürliche Materialien auf artifizielle Imitate. So steht ein Holz-Shelter als Hinterlassenschaft eines Überlebenstrainings im Wald an einem künstlichen Seeufer, erscheinen Kunststoffplatten als scheinbar zu polymorphen Kristallstrukturen aufgetürmte klingende Eisschollen, und ein Fuchs, von einer Nachtsichtkamera portraitiert, scheint zu fragen, ob das Multiple seines Konterfeis in einer Museumstüte endet.
Ausstellungsdauer:
Freitag, 21. April bis Sonntag, 4. Juni 2023
Vernissage: Donnerstag, 20. April, 18 Uhr Öffnungszeiten: Do und Fr 16-20 Uhr, Sa 14-18 Uhr, So 11-18 Uhr, 1. Mai 15-20 Uhr Eintritt: 5 Euro, ermäßigt: 3 Euro
Führungen: jeweils sonntags um 15 Uhr
Gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur.