HANNOVER. Was wird aus dem Grundstück der früheren Gastwirtschaft Wichmann an der Hildesheimer Straße? Das Versprechen, die historische Gaststätte wiederaufzubauen, dürfte wohl nicht eingehalten werden. In der Septembersitzung des Bezirksrates Döhren-Wülfel im Saal des Freizeitheimes Döhren stellten gestern Abend (11. September) Grundstückseigentümer und ein möglicher Investor ihre Pläne vor. Danach soll dort ein massiver Baukörper die Lücke zwischen den Altbauten links und Rechts füllen und auch noch ein weiteres Gebäude im hinteren Teil des Grundstücks entstehen. Der Wiederaufbau des Gebäudes von Wichmann rentiere sich nicht, im Übrigen würden ja dringend Wohnungen benötigt, heiß es von Seiten der Investoren.
Einschließlich des Dachgeschosses der beiden Erkervorbauten, die die angrenzenden Häuser überragend, sind anscheinend sechs Geschosse vorgesehen. Insgesamt plant das Architekturbüro Witt hier den Bau von 104 Mietwohnungen, die überwiegende Zahl Ein-Zimmer und 1 ½-Halbzimmer-Apartements, dazu 20 Zwei-Zimmerwohnungen in der Größe von 34 bis 40 qm und sechs Drei-Zimmerwohnungen zwischen 43 und 60 qm.
Die Pläne stießen auf wenig Begeisterung bei den Bezirksratspolitikern. „Können Sie nachvollziehen, dass es Unmut gibt, wenn erst die historische Gaststätte abgerissen wird mit dem Versprechen, alles wieder so aufzubauen und dann heißt es auf einmal, das wird doch nicht gemacht?“, fragte Jens Schade von der SPD-Fraktion. Kritische Fragen kamen aus dem Plenum auch zu der Baumasse und der Höhe der geplanten Gebäude. Übel stieß zudem auf, dass im Vorfeld in Alt-Döhren Flugblätter (ohne Impressumsangaben) aufgetaucht waren, in denen für die geplante massive Bebauung geworben und dem Bezirksrat eine Verzögerungstaktik vorgeworfen wurde. „Das geht gar nicht“ sagte Vize-Bezirksbürgermeisterin Gabriele Jakob (CDU), die die Sitzung anstelle der erkrankten Bürgermeisterin Antje Kellner (SPD) leitete.
Von den Investoren wurde darauf hingewiesen, dass die alte Gastwirtschaft Wichmann nie unter Denkmalschutz gestanden habe. „Das ist so allerdings nicht ganz richtig“, sagt Jens Schade. In der Liste der hannoverschen Baudenkmale von 1983 des Instituts für Denkmalpflege (heute umbenannt in Landesamt für Denkmalpflege) ist Wichmann durchaus als Baudenkmal aufgeführt. Nur leider ist diese Liste nicht rechtsverbindlich. Obwohl keine baulichen Veränderungen seither vorgenommen wurden, änderte sich die Einschätzung des Landesamtes. Überrascht erfuhren die Mitglieder des damaligen Bezirksrats, als die Gastwirtschaft Wichmann vor mittlerweile vielen Jahren an einen Investor verkauft wurde, dass auf einmal die alten Gebäude trotzt ihrer Bedeutung für die Geschichte und das Ortsbild von Döhren nicht mehr unter Denkmalschutz standen.
Wie und wann es nun genau weitergeht, blieb gestern Abend aber noch offen.
Einstimmig votierte der Bezirksrat dann aber dafür, den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan im Stadtteil Seelhorst (Gundlach-Häuser) wieder zurückzunehmen. Das Wohnungsunternehmen hat seine Pläne für einen „Klimaumbau“ aufgegeben und saniert nun nur noch im Rahmen des geltenden Baurechtes.
Noch ein zukünftiges Baugebiet: Ohne Gegenstimme passierte ein gemeinsamer Antrag von CDU und SPD das Gremium. Darin wird gefordert, den Bauverkehr für das geplante Neubaugebiet (Bebauungsplan Nr. 1917 – Thaerstrasse/Esperantostrasse-) über die Emmy-Noether-Allee und die Hermesallee zu führen. Natascha Erdmann (CDU): „Eine Nutzung der Thaerstraße für die Baufahrzeuge ist den benachbarten Anwohnerinnen und Anwohnern in Mittefeld nicht zuzumuten¸ es würden zusätzlich zu dem Parkplätze wegfallen.“
Ein weiterer Antrag von CDU und SPD wurde ebenfalls ohne Diskussion durchgewunken. Die Stundenzahl für die Mitarbeiterin bzw. einen Mitarbeiter für den Quartierstreff Borgentrickstraße soll wieder erhöht werden, hieß es in der von Dr. Gudrun Koch eingebrachten Beschlussvorlage.
Gespalten zeigte sich das Bezirksrat hingegen bei dem Vorschlag der Sozialdemokraten, die Stadt möge sich bei der Region Hannover dafür einzusetzen, dass die Haltestellen „Am Brabrinke“ zukünftig „Am Brabrinke – Troester“ benannt wird. „Die 1892 gegründeten Troesterwerke am Brabrinke sind das älteste noch produzierende Unternehmen in Wülfel. Es handelt sich um ein Traditionsunternehmen von Weltrang. Die Haltestellen „Am Brabrinke“ liegen genau vor dem Werksgelände“, begründete die SPD den Vorschlag. Die Grünen enthielten sich bei der Abstimmung, der Vertreter der PDF stimmte gar dagegen. Mehrheitlich wurde der Antrag dann allerdings doch angenommen.
„Wir wollen mitreden!“ In einem weiteren SPD-Antrag wird gefordert, dass die Stadt dem Stadtbezirksrat Döhren-Wülfel die derzeitigen Planungen für die Willmerstraße und die Zeißstraße nach dem Bau des Tunnels und dem Rückbau der Behelfsbrücke vorstellt. Willi Lindenberg: „Da der zukünftige Ausbau der Willmerstraße große Auswirkungen auf den Stadtteil Döhren hat, ist der Stadtbezirksrat Döhren-Wülfel frühzeitig in die Ausbauplanungen einzubeziehen.“ Einstimmig folgte der Bezirksrat diesem Antrag.
Heiße Diskussionen gab es zu einem Vorschlag der Grünen, auf der Beuthener Straße eine Schulstraße einzurichten und einen Straßenabschnitt zeitweise zu sperren. Damit soll das bisher durch sog. „Elterntaxis“ verursachte Verkehrschaos verhindert werden. Doch es gab Bedenken. „Was ist mit den Anwohnern?“ wurde gefragt und darauf hingewiesen, dass die Beuthener Straße auch eine wichtige Durchgangsstraße ist. Wegen der Einengung der Hildesheimer Straße durch die Velo-Route könne diese den zusätzlichen Verkehr nicht auch noch aufnehmen. Ergebnis: Thema vertagt auf das Oktober-Treffen der Ortspolitiker.
In der Esperantostraße (Mittelfeld) könnten etwa 16 bis 18 Stellplätze geschaffen werden, erfuhr der Bezirksrat auf eine Anfrage der CDU. Die Verwaltung versprach: „Die Markierungsplan für die vorgesehenen 16 Stellplätze werden kurzfristig angeordnet und im Rahmen verfügbarer Personalkapazitäten zeitnah umgesetzt.“ Anwohnern aus dem Amerika-Viertel ist dies aber nicht ausreichend. Der Parkdruck in diesem Gebiet sei durch die Neubauten auf dem Gelände der früheren Spittaschule stark gestiegen.
Die Kardinal-Bertram-Schule in Wülfel bekommt noch keinen Sonnenschutz, obwohl der Bezirksrat dies einstimmig beschlossen hatte. „Derzeit wird das Projekt aufgrund der fehlenden Mittel und Kapazitäten nicht bearbeitet“, erfuhren die örtlichen Bürgervertreter auf eine Anfrage der CDU. Jedoch: „Sofern im kommenden Jahr Mittel für die Aufgabe bereitgestellt werden können, erfolgt eine Personalisierung innerhalb des zuständigen Sachgebiets zeitnah zu Beginn des kommenden Jahres. Wie schnell mit der Aufgabe begonnen werden kann, ist aber aufgrund der derzeit starken Auslastung abhängig davon, ob vorherlaufende Projekte planungsgemäß abgeschlossen werden können. Ziel ist es, die Bearbeitung in 2026 wiederaufzunehmen und die Maßnahme dann zeitnah umzusetzen“, so die Verwaltungsantwort.
Die Grünen wünschen sich, im nordöstlichen Teil der Grünverbindung Ella-Seeling-Weg einen Tiny Forest anzulegen. Dieser Antrag zu einem „Mini-Wald“ wurde ebenfalls einstimmig im Bezirksrat verabschiedet.
