FRANKFURT/MAIN.
Europas Börsen haben am Mittwoch Verluste hinnehmen müssen. Anfängliche Kursgewinne in Paris, Madrid und Mailand wurden im Verlauf des Tages wieder abgegeben, die Leitindizes drehten ins Minus. Die hartnäckig hohe Inflation in der Eurozone führte den Anlegern einmal mehr die mit steigenden Leitzinsen verbundenen Risiken für die Gewinne vieler Unternehmen vor Augen.
Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 (EURO STOXX 50), der im Tageshoch noch knapp ein Prozent zugelegt hatte, verlor am Ende 0,53 Prozent auf 4215,75 Punkte. In den letzten Handelsminuten verstärkte sich der Abwärtsdruck, als am US-Anleihemarkt die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen erstmals seit November über die Marke von vier Prozent stieg.
Der französische CAC 40 gab um 0,46 Prozent auf 7234,25 Punkte nach. Positiv vom Abwärtstrend hob sich die Londoner Börse ab, der Leitindex FTSE 100 gewann 0,49 Prozent auf 7914,93 Zähler. Hier trieben die kräftigen Kursgewinne von Bergwerkskonzernen wie Rio Tinto, Anglo American und Glencore den Index nach oben. Sie profitierten von der Erwartung eines steigenden Rohstoffbedarfs der chinesischen Wirtschaft.
Unter zunehmenden Druck gerieten die Börsenkurse am späten Mittag, als die deutschen Verbraucherpreise im Februar veröffentlicht wurden. Mit einem Anstieg von 8,7 Prozent auf Jahressicht war die Teuerung höher als von Analysten befürchtet. “Damit steigt der Druck auf die EZB, auch über den März hinaus die Leitzinsen weiter deutlich anzuheben”, schrieb Volkswirtin Ulrike Kastens vom Vermögensverwalter DWS. Keine guten Aussichten für Aktien.
Der europäische Rohstoffsektor führte das Sektortableau an mit einem Plus von gut zwei Prozent an. Hintergrund waren überraschend starke Wirtschaftsdaten aus China, die für eine Erholung der Nachfrage nach Kupfer, Kohle, Eisenerz und anderen Rohstoffen sprechen.
Aber auch Autowerte verzeichneten wegen der Bedeutung des chinesischen Marktes Kursgewinne. Hier war die Aktie von Aston Martin mit gut drei Prozent Plus gefragt, nachdem dem Luxusfahrzeughersteller im vierten Quartal die Rückkehr in die Gewinnzone gelungen war.
Der schweizerische Versicherer Swiss Life hatte im Geschäftsjahr 2022 deutlich mehr verdient und zahlt eine höhere Dividende. Die Aktie kletterte um gut dreieinhalb Prozent nach oben. Mit Kühne+Nagel überzeugte zudem ein weiteres schweizerisches Unternehmen. Das Transportunternehmen hatte im vierten Quartal zwar einen Umsatz- und Gewinnrückgang erlitten. Die neuen mittelfristigen Ziele strotzen dafür nur so vor Zuversicht. Zudem fällt die Dividendenerhöhung großzügig aus. Die Aktien stiegen um gut fünf Prozent.
Unter den Herstellern von Haushaltsprodukten stachen Reckitt Benckiser mit einem Aufschlag von eineinhalb Prozent hervor. Der britische Konsumgüterkonzern hatte den Umsatz im vergangenen Jahr trotz Kaufzurückhaltung der Kunden überraschend stark gesteigert. Preiserhöhungen machten den Absatzrückgang mehr als wett.
Am Ende des Sektortableaus lagen zur Wochenmitte die zinssensiblen Versorger und Immobilienwerte, was von den anhaltenden Zinssorgen zeugt.
Quelle: finanzen.net