Marktberichte der Börse Frankfurt
FRANKFURT/MAIN.
Die groĂźen Börsen Europas haben am Freitag deutlich nachgegeben. Sie verringerten allerdings ihre Verluste im Handelsverlauf etwas und folgten damit der Wall Street. „Die Anleger mussten eine weitere Woche mit schlechten Nachrichten rund um den Finanzsektor ĂĽberstehen“, kommentierte Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Zwar habe es zwischenzeitlich so ausgesehen, als habe sich die Lage beruhigt, doch letztlich sei dies dann doch nicht der Fall gewesen. Die Bedenken darĂĽber, wie solide das europäische Finanzsystem ist, seien knapp eine Woche nach der Zwangsehe von UBS und Credit Suisse präsenter denn je.
Der EuroStoxx 50 (EURO STOXX 50) bĂĽĂźte am Freitag 1,82 Prozent auf 4130,62 Punkte ein. Damit verbuchte der Leitindex der Eurozone im Wochenverlauf immer noch ein Plus von 1,6 Prozent und konnte sich zumindest ĂĽber der 90-Tage-Linie halten. Sie ist charttechnisch gesehen ein wichtiger Indikator fĂĽr den mittelfristigen Trend.
Für den französischen CAC 40 ging es um 1,74 Prozent auf 7015,10 Punkte abwärts. Der britische FTSE 100 verlor 1,26 Prozent auf 7405,45 Punkte.
Die Unternehmensstimmung im Euroraum fand wenig Beachtung, auch wenn sie im März den besten Wert seit zehn Monaten erreichte. In den Industriebetrieben blieb der Indikator aber unter der Expansionsschwelle, was auf einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität in diesem Bereich deutet.
Dagegen kam dem Finanzsektor die gesamte Aufmerksamkeit zu. Die Sorgen ĂĽber die Anfälligkeit der US-Banken breiten sich – trotz einer ersten Beruhigung durch die angekĂĽndigte Zwangsehe zwischen den Schweizer GroĂźbanken UBS und Credit Suisse (Credit Suisse (CS)) – aktuell auch in Europa wieder aus. „Die EnthĂĽllungen, dass das US-Justizministerium gegen die UBS ermittelt, haben die Stimmung weiter getrĂĽbt“, schrieb Susannah Streeter, Marktexpertin bei Hargreaves Landsdown. Zudem hätten auch die Sorgen um die Deutsche Bank zugenommen, da deren Kosten fĂĽr Versicherungen gegen Zahlungsausfälle in die Höhe geschnellt seien.
Im marktbreiten Stoxx Europe 600 war der Bankenindex mit minus 3,8 Prozent einmal mehr das Schlusslicht. Die Aktien der Deutschen Bank, die zwischenzeitlich um 15 Prozent abgesackt waren, beendeten den Handel mit minus 8,5 Prozent. Im EuroStoxx standen die Anteile der Nordea (Nordea AB) mit einem Minus von knapp 10 Prozent am Index-Ende. Sehr schwach schlossen auch die Aktien der ING (ING Group), der UniCredit, der BBVA und der BNP Paribas. Für die UBS ging es in Zürich letztlich um 3,6 Prozent abwärts.
Gegen den Abwärtstrend stemmten sich – wie ĂĽblich in einem schwachen Marktumfeld – Aktien aus eher krisenresistenten Branchen wie Gesundheit, Lebensmittelherstellung und Konsum.
Unter den Einzelwerten stach das Papier des Pharmaherstellers GSK (GlaxoSmithKline) mit einem Kursrutsch um 2,6 Prozent heraus. JPMorgan-Analyst James Gordon verwies auf eine gerichtliche Entscheidung in den USA, wonach ein Verfahren wegen möglicher Nebenwirkungen des GSK-Medikaments Zantac eröffnet wird.
Die TUI-Aktien büßten in London 2,4 Prozent ein. Im Fokus stand nicht nur eine Kapitalerhöhung, mit der der weltgrößte Reiseanbieter die Corona-Hilfen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) in Deutschland vollständig zurückzahlen will. Bei der hauseigenen Fluggesellschaft Tuifly steht zudem am Monat ein großer Warnstreik im innerdeutschen Verkehr bevor.
(Quelle: finanzen.net)