Johanniter-Akademie Niedersachsen/Bremen optimiert Rettungsdienstausbildung
HANNOVER (PM). Ab sofort setzt die Johanniter-Akademie Niedersachsen/Bremen auf das Training von Einsatzfahrten im Fahrsimulator am Campus Hannover. Grund dafür ist die steigende Verkehrsdichte auf den Straßen und die damit einhergehenden unvorhersehbaren und unübersichtlichen Situationen etwa an Verkehrskreuzungen, Ampeln und Ausfahrten.
Bei den Einsatzfahrten mit Sonder- und Wegerechten, die sogenannten Blaulichtfahrten, kommen noch weitere Risiken und Stressfaktoren bei den Einsatzkräften hinzu. Das Unfallrisiko bei Einsatzfahrten ist viermal so hoch wie bei normalen Fahrten. Bundesweit gibt es jährlich allein im Rettungsdienst zehn Millionen Einsatzfahrten. Hinzu kommen die Einsätze von Feuerwehr und Polizei.
Der für knapp 60.000 Euro von der Johanniter-Unfall-Hilfe angeschaffte High-End-Simulator soll dabei die angehenden Notfall- bzw. Rettungssanitäter noch besser auf diese Situation vorbereiten. Dieser besteht aus einem dynamischen Fahrersitz mit Lenkrad, Blinker, Bremse, drei Monitoren sowie einer VR-Brille, die realistische Alltagssituationen abbilden lassen. Der Simulator kann auf einem Anhänger verladen werden und kann somit auch an anderen Johanniter-Standorten eingesetzt werden.
„Die bestmögliche Behandlung von Verletzten ist natürlich der wichtigste Teil unserer Ausbildung“, sagt Kersten Enke, Leiter der Johanniter-Akademie Niedersachen/Bremen. Damit dieses aber erst möglich sei, müssten die Einsatzkräfte schnell und vor allem sicher zum Unfallort gelangen. „Mit dem Simulationstraining können wir schwierige Verkehrssituationen realistisch trainieren und die Rettungskräfte sehr gut auf ihren Alltag vorbereiten. Und nicht zuletzt kann das Handling eines großen Rettungstransportwagens (RTW) in sicherer Umgebung eingeübt werden“, sagt Enke.
Die Schadensanalyse des Fuhrparkmanagements der JUH im Landesverband Niedersachsen/Bremen hat ergeben, dass die Problembereiche im Rettungsdienst größtenteils bei Park- und Rangierschäden, Auffahr- und Abbiegeschäden oder aber in Kreuzungssituationen mit roter Ampel unter „Blaulicht“ liegen.
Daher sind die Szenarien, die angehende Rettungskräfte durchlaufen, genau auf diese Erkenntnisse ausgelegt und werden zusätzlich noch um die Themen verstopfte Rettungsgassen, Behinderungen bei der Einfahrt in Kreuzungsbereiche, zugeparkte Krankenhauseinfahrten und auch das Parken am Unfallort in unübersichtlicher Situation ergänzt.
„Dieses Simulationstraining ist eine sinnvolle Ergänzung zu den zahlreichen anderen Maßnahmen, die wir bislang für unsere Mitarbeitenden angeboten haben. Neben der theoretischen Unterweisung bieten wir in der Regel auch praktische Fahrsicherheitstrainings mit regulären Rettungswagen an. Und diese Ausbildung im Simulator wird ein weiterer wichtiger Baustein für die Verkehrssicherheit und die Reduzierung von Unfallschäden sein“, so Hannes Wendler, Mitglied im Landesvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. in Niedersachsen/Bremen.
Mit dem Einsatz des Fahrsimulators erweitert die Johanniter-Akademie in Hannover die Rettungsdienstausbildung um eine weitere digitale Komponente und geht den eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Der technologische und gesellschaftliche Prozess der Digitalisierung ist in den letzten Jahren immer deutlicher wahrnehmbar geworden. Die Pandemielage in 2020/2021 hat die Digitalisierung weiter forciert. Die Johanniter-Akademie hat als Reaktion ihre Bildungsangebote seit März 2020 auf „Blended Learning“ umgestellt. Dies bedeutet ein koordiniertes Zusammenspiel aus Unterricht in Kleingruppen und selbstgestaltetem E-Learning mit Hilfe des eigenen Lern-Management-Systems „JUH-Learn.“
Darüber hinaus werden an der Johanniter-Akademie bereits seit 2018 VR-Brillen in die Ausbildung von Fachkräften im Rettungsdienst und Katastrophenschutz integriert. Hier wird in einem Mixed-Reality-Ansatz den Einsatzkräften eine Lage visuell und akustisch simuliert, während gleichzeitig die Kommunikation zwischen den Einsatzkräften trainiert wird. Diese neuen Erlebnismöglichkeiten unterstützen die Aus- und Weiterbildung maßgeblich.