HANNOVER. Die Weihnachtsitzung des Bezirksrates Döhren-Wülfel am heutigen Donnerstag im Freizeitheim Döhren war durch Harmonie geprägt. Bezirksbürgermeisterin Antje Kellner spendierte eine kleine nachträgliche Nikolausüberraschung. Und bei den vielen Schoko-Weihnachtsmännern konnte es gar nicht anders sein: Alle eingebrachten Anträge wurden einstimmig verabschiedet.
Ohne Diskussion stimmten die Mandatsträger dabei auch für eine von der Bauverwaltung vorgeschlagene Veränderungssperre. Um die Durchsetzung der Erhaltungssatzung gerichtsfester zu machen, soll nun ein Bebauungsplan den Wiederaufbau der historischen Gaststätte Wichmann an der Hildesheimer Straße sichern. Weil aber ein Bebauungsplanverfahren viel Zeit braucht, bis endlich die Bausatzung rechtskräftig ist, soll eine Veränderungssperre dafür sorgen, dass ein Grundeigentümer nicht noch schnell ein anderes Bauvorhaben durchsetzt. Für diesen Plan stimmte einmütig der ganze Bezirksrat.
„Das Gebäude der Bücherei Döhren ist komplett sanierungsbedürftig und mittelfristig nicht zu halten“. Klare Aussage von Prof. Dr. Tom Becker von der Stadtbibliothek. Aufgrund eines früheren SPD-Antrages stellte er die Arbeit der Bücherei im Stadtbezirk vor. Zwar gingen die Ausleihzahlen zurück, dafür stieg die Zahl der Besucher. Aber was mit der Bücherei passiert, wenn das versprochene neue Stadtteilzentrum nicht schnell genug realisiert wird, dass konnte auch Becker nicht sagen. Hinsichtlich des Stadtteils Mittelfeld räumte er ein, dass dies „der schlechtfrequentierteste Standort der Bücherbusses in Hannover“ sei. „Vielleicht liegt es ja am Standort“, meinte die Bürgervertreter und regten an, andere Haltestelle für den Bücherbus zu prüfen.
Steffen Gleixner berichtete, dass die Verwaltung vom „Aus“ für den kleinen Jugendtreff Wülfel ebenfalls überrascht worden sei. Bislang hatte die DLRG-Jugend diese Einrichtung an der Hildesheimer Straße in Wülfel betrieben. Doch der einzige Mitarbeiter kündigte und die DLRG sah sich außerstande, den Jugendtreff im kommenden Jahr weiter für den Nachwuchs aus dem Stadtteil anzubieten. In einem interfraktionellen Dringlichkeitsantrag wurde die Stadt daraufhin vom Bezirksrat aufgefordert, „Lösungsvorschläge und belastbare Pläne“ zu erarbeiten, sowie „mögliche Kooperationspartner für die Jugendarbeit im Stadtteil Wülfel vorzustellen.“ Es werde am falschen Ort gespart, meinte Vizebürgermeisterin Gabi Jakob. Präventive Jugendarbeit sei letztendlich viel billiger, als später große Probleme zu bekämpfen.
Ein weiterer interfraktioneller Antrag aller Parteien stand zum Thema „Am Schafbrinke“ auf der Tagesordnung. „Die Verwaltung wird aufgefordert, den Fußgängerüberweg in der Straße Am Schafbrinke vor der Einmündung Peiner Straße mit einer Ampelanlage und in Richtung stadtauswärts zusätzlich mit einer Blinkleuchte auszustatten, wie dies bereits stadteinwärts der Fall ist. Die Verwaltung wird des Weiteren aufgefordert, die mobile Radarfalle (Blitzer) zur Tempoüberwachung in der Straße Am Schafbrinke regelmäßig zu positionieren“, forderten die Bezirksratspolitiker.
Mit dem Bau des Kolumbariums in der denkmalgeschützten Neuen Kapelle auf dem Seelhorster Friedhof geht es nicht los. „Gemäß des Haushaltsplanes 2021/2022 ist der Einbau eines Kolumbariums in die neue Kapelle des Seelhorster Friedhofs beschlossen worden“, sagte Willi Lindenberg (SPD) und fragte, „wann wird der Umbau zum Kolumbarium begonnen?“ Die Antwort war enttäuschend. „Aufgrund der aktuellen Haushaltslage besteht keine Freigabe zur Vorlage einer Baudrucksache,“ hieß es in der Antwort von Gundula Ohlhorst, deshalb könne zurzeit „der Baubeginn (nicht) terminiert werden.“ Für Bezirksbürgermeisterin Antje Kellner nicht nachzuvollziehen. Mit dem Kolumbarium könne die Stadt Einnahme erzielen, es würde sich rechnen. Gerade bei der derzeitigen Haushaltslage müsse die Stadt Projekte angehen, mit denen wieder Geld in die Kassen kommt, meinte sie.
Auch auf eine andere Anfrage der SPD fiel die Antwort wenig zufriedenstellend aus. „Bürger haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass der Spazierweg (Fuß- und Radweg) von der Schützenallee (Höhe Fußgängerampel) entlang der Bezirkssportanlage in Richtung Leinebrücke in keinem guten Zustand sein soll, vielmehr bei oder nach Regenfällen eine Matsch- und Schlammwüste bildet“, sagte Anja Schollmeyer von der sozialdemokratischen Fraktion und wollte wissen, wann dieser Weg wieder instandgesetzt wird. Vielleicht 2024 – wenn ausreichende finanzielle und personelle Kapazitäten vorhanden sind, lautete die Stellungnahme aus dem Rathaus.
Die Fraktion der Grünen drängt auf die Vollendung der Veloroute 8. Man gehe, so die Stadt, nun von einer Umsetzung im kommenden Frühjahr aus. Es habe Engpässe bei einer damit beauftragten Firma gegeben.
Wie geht es mit dem maroden Freizeitheim Döhren weiter? Der Bezirksrat verliert langsam die Geduld. Auf Antrag der SPD-Fraktion bat der Bezirksrat die Stadtverwaltung, „zeitnah dem Bezirksrat über den Sachstand und den Fortgang der Planungen für eine Sanierung bzw. einen Neubau des Freizeitheims Döhren zu berichten.“
Hinsichtlich einer Gefahrenquelle in Waldheim folgte die Bürgervertretung ebenfalls den Sozialdemokraten. „Die Verwaltung wird gebeten, auf der Straße Am Schafbrinke unter der Eisenbahnbrücke direkt rechts anschließend an die Einmündung der Ottostraße auf der rechten Seite eine gekennzeichnete Parkverbots-Sperrflächen-Markierung für mindestens einen PKW aufzubringen“, wurde beschlossen. Hintergrund: durch parkende Fahrzeige ist die Sicht für einbiegende Autofahrer starb beeinträchtigt.
Auch die Christdemokraten wurden bei ihrem Antrag von allen Bezirksratsmitgliedern unterstützt. Den Antrag: „Die Verwaltung wird gebeten, in der Wülfeler Straße im Bereich der Fußgängerampel an der Haltestelle Lerchenfeldstraße über einen längeren Zeitraum durchgehend Erhebungen vorzunehmen, wie häufig es in diesem Bereich zu Geschwindigkeitsüberschreitungen und Rotlichtverstößen kommt“ hatten sie auf die Tagesordnung setzen lassen. Und die Grünen wollen ein Pilotprojekt für „Energiebotschafter Stadtbezirk Döhren-Wülfel – insbesondere im Stadtteil Mittelfeld – einzuführen.
Außerdem beschlossen: Der Stadtbezirksrat bezuschusst aus eigenen Mitteln eine Zuwendung in Höhe bis zu 5.000 Euro zur Anschaffung und Aufstellung eines neuen Bücherschrankes und einer Lesebank im Neubaugebiet Vitalquartier in Mittelfeld.