Marktberichte der Börse Frankfurt
FRANKFURT/MAIN.
Nach dem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende ist am Dienstag Druck in die Aktienmärkte Europas gekommen. Die anstehenden Zinsentscheidungen in den USA zur Wochenmitte und in der Eurozone am Donnerstag hatten zunächst für Zurückhaltung und nur leicht schwächelnde Kurse gesorgt. Am Nachmittag jedoch wurden schwache Wirtschaftsdaten aus den USA veröffentlicht und sorgten für eine Talfahrt an der Wall Street. Europas Börsen wurden mit nach unten gezogen.
Der EuroStoxx 50 (EURO STOXX 50) beendete den Handel mit minus 1,48 Prozent auf 4294,85 Punkte. Für den französischen CAC 40 ging es um 1,45 Prozent auf 7383,20 Punkte abwärts. Der britische FTSE 100 sank um 1,24 Prozent auf 7773,03 Zähler.
In den USA verfehlte nicht nur der Auftragseingang der Industrie die Erwartungen und sank – Transportgüter wie Flugzeuge herausgerechnet – sogar im Vergleich zum Februar. Auch die Zahl der offenen Stellen ging stärker als prognostiziert zurück.
Zugleich wächst die Unsicherheit, wie es geldpolitisch weitergeht. Denn zwar wird am Mittwochabend eine Anhebung des US-Leitzinses um weitere 0,25 Prozentpunkte erwartet, doch ob weitere Zinsschritte folgen werden oder der Höhepunkt damit erreicht ist, sei alles andere als klar, erklärte Kapitalmarktexperte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Für die Eurozone stellt sich dann am Donnerstag die Frage, ob es ebenfalls einen 0,25 Punkte-Schritt geben wird oder doch einen größeren.
Frische Inflationsdaten unterstrichen den Handlungsbedarf der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Verbraucherpreise stiegen im Jahresvergleich um 7,0 Prozent, während die Inflation im Vormonat zurückgegangen war. Nach Ansicht von Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank wird die EZB weitere Zinsanhebungen im Umfang von insgesamt 0,75 Punkte vornehmen müssen.
Branchenweit gab es am Dienstag keine Gewinner. Am schwächsten schnitt der Ölsektor mit minus 4,5 Prozent ab. Zum einen belastete der weiter rückläufige Ölpreis nach den jüngst schwachen Konjunkturdaten aus China. Außerdem wurden viele Ölaktien von BP mit nach unten gezogen. Der Ölkonzern hatte zwar im ersten Quartal besser als erwartet abgeschnitten, doch will er das Tempo seiner Aktienrückkäufe künftig drosseln. BP sackten um 8,6 Prozent ab und Shell (Shell (ex Royal Dutch Shell)) um 4,5 Prozent. Im EuroStoxx verloren TotalEnergies 5,1 Prozent, während es für Eni um 4,2 Prozent nach unten ging.
Bankaktien profitierten nur zeitweise von den Quartalszahlen der HSBC. Die britische Großbank hatte im ersten Quartal einen überraschend hohen Gewinn eingefahren. Nun will der vor allem in Asien aktive Finanzkonzern weitere Aktien für bis zu zwei Milliarden Dollar zurückkaufen. An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die HSBC-Papiere legten um 3,5 Prozent zu. Barclays und Standard Chartered konnten davon allerdings nicht profitieren und auch Bankaktien im EuroStoxx und in der Schweiz schlossen schwach.
Logitech (Logitech) dagegen sprangen im SMI um 7,0 Prozent hoch. Der Computerzubehör- und Unterhaltungselektronik-Hersteller beendete das vergangene Geschäftsjahr besser als befürchtet und äußerte sich auch zuversichtlich über das neue Jahr. Ams-Osram (ams) büßten unter den kleineren Werten in Zürich 8,4 Prozent ein. Wegen schwacher Endmärkte seien die Geschäftszahlen und der Ausblick des Sensorenherstellers ebenfalls schwach ausgefallen, konstatierte JPMorgan-Analyst Sandeep Deshpande. Die Markterwartungen mit Blick auf die Gewinne in diesem Jahr könnten um 20 Prozent oder mehr sinken.
Eine Verkaufsempfehlung der Deutschen Bank sorgte dagegen für Kursverluste der Sanofi-Aktie (Sanofi). Der durchwachsene Jahresstart bestätige die nur begrenzten Chancen des Pharmakonzerns, seine Jahresziele übertreffen zu können, schrieb Analyst Emmanuel Papadakis.
Quelle:finanzen.net